„Bei der analogen Fotografie geht es in erster Linie um das Spiel mit dem Licht und darum, den Moment für sich fest zu halten“.
Florian Hagenbring, seines Zeichens passionierter Fotograf, unseres Zeichens fähiger Agent, spricht heute mit uns über die analoge Fotografie, die Leidenschaft dahinter und das Shooting, welches er diese Woche für das Kolibri realisierte.
Was früher beinahe an ein Wunder grenzte ist heute nahezu Wegwerfware. Wie vieles andere auch unterliegt die Fotografie und vor allem das Kunstwerk dahinter dem technologischen Fortschritt. Heute wird mit dem Handy oder der Digi-Cam wild geknippst und im Nachgang 90% der Fotos direkt wieder gelöscht oder gar nie wieder betrachtet. Niemand denkt mehr wirklich über das nach, was er für die Ewigkeit abbilden möchte, „es wird einfach nur noch abgedrückt“, da die Ressourcen dafür unerschöpflich scheinen.
Bei der analogen Fotografie ist dies noch völlig anders. Dieses Handwerk beginnt bereits bei der außergewöhnlichen Haptik und dem Auseinandersetzen mit dem Arbeitsmaterial. Man öffnet die Kamera, um den auf 36 Bilder begrenzten Film noch selbst einzulegen. Im Gegenzug zum Massenknipsen will hier jedes Motiv wohl ausgewählt und durchdacht sein. „Wenn ein Foto gemacht ist, ist es gemacht“. Man muss also zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, was vor, während und nach dem Moment des ´Klicks´ geschehen soll.
„Es geht darum, sich ganz bewusst ein Motiv auszuwählen, sich hinein zu denken und zu realisieren, wie wertvoll jene Erinnerung oder der Moment an sich sein kann“. Florian nutzt die analoge Fotografie also bewusst, um sich auf die feinen Dinge des Alltags zu besinnen, gezielt zu entschleunigen und so einen Gegenentwurf zur schnelllebigen Gesellschaft zu schaffen.
Für Florian ist jedes einzelne Foto mehr als bloß ein Bild. Es geht um die persönliche Ausdrucksform, das Festhalten des bewusst wahrgenommenen Moments, die Kunst und das Handwerk. Denn technisch hat man viel mehr Möglichkeiten, den Augenblick zu konservieren. „Es ist zwar alles ein wenig komplizierter aber man hat viel mehr Einfluss darauf, wie ein Foto, die Farben und vor allem das Licht wirken soll und das ohne Nachbearbeitung, Filter oder andere meist offensichtliche digitale Veränderungen“.
Hat man sich erst einmal für einen Film entschieden, die richtige Linse gewählt, geht es darum das Licht und damit auch die verschieden Farbnuancen richtig einzufangen. „So funktioniert ja auch Fotografie, ohne Licht geht gar nichts. Mit dem Licht zu spielen ist der Brennpunkt der analogen Fotografie“.
Florians Motive halten in den meisten Fällen seine Freundin Tina fest. Auf die Frage hin, ob sie als seine Muse zu sehen sei, antwortet er lachend „Ja klar“. Beide sind zwar als Duo zu verstehen, heben sich allerdings als Künstler doch voneinander ab. Dabei sind beides Autodidakten und haben sich ihr Wissen, durch Fleiß, Spaß und durch kontinuierliches Anwenden und Ausprobieren, selbst angeeignet.
„In aller erster Linie verstehen wir uns, mit dem was wir tun, als Künstler und nicht als Selbstdarsteller“. Dieser Satz zieht sich gedanklich wie ein roter Faden durch das gesamte Gespräch, denn es fällt Florian sichtlich leichter seine Bilder zu zeigen und über jene Momente zu sprechen, als über die Arbeit und das Handwerk an sich. „Es geht uns vor allem darum, die Dinge zu zeigen, als darüber zu reden was man wie gemacht hat. Es geht uns darum, was man dabei empfindet, wenn man das Bild macht. Es geht um das Gefühl, das Szenario und das Knistern in der Luft kurz bevor man genau im richtigen Zeitpunkt den Auslöser betätigt“.
Der spannendste Moment ist allerdings jener, in dem die beiden ihre Bilder das erste mal zu Gesicht bekommen. Es gibt vorab kein Einsehen, kein Display auf dem angezeigt wird, was man fotografiert hat. „Es gibt keine 1en und 0en, keine digitalen Datenbündel die dir anzeigen, was du vor der Linse hast. Es gibt nur diesen einen greifbaren Film. Der Film und das Foto sind anfassbar, spürbar und der Prozess der Entstehung und Entwicklung nachvollziehbar. Der Augenblick, in dem man das Bild zum ersten mal in den Händen hält, das Ergebnis sieht und die Erinnerung an jenen Moment erneut aufkeimt, ist der Lohn unserer Arbeit.“
Florian und Tina vereinen ihre Passion für Nostalgie, Romantik und dem Revival der Haptik in feinem Handwerk, um den Wert der Dinge zurück ins Bewusstsein zu rufen. Sie verwirklichen ihre ganz eigene Vorstellung von Entschleunigung indem sie sich selbst möglichst tiefgreifend in jenen Schaffensprozess einbringen.
Das Ergebnis spricht seine ganz eigene Sprache. Betrachtet man die Bilder der beiden, versteht man sofort, was die Faszination der analogen Fotografie ausmacht. Sie wirken wie aus einer anderen Welt, durchflutet von warmen Farben und nahezu anziehendem Licht.
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Noch mehr Einblick in das Schaffen der beiden findest Du unter folgenden Verknüpfungen: